Lupin kehrte einen Augenblick spater zuruck, mit Sirius hinter ihm.
»Was ist los«fragte Sirius eindringlich, wischte sich sein langes dunkles Haar aus den Augen und fiel vor dem Feuer auf die Knie, damit er und Harry auf einer Ebene waren. Lupin kniete sich ebenfalls hin und sah sehr besorgt aus.
»Geht«s dir gut? Brauchst du Hilfe?«
»Nein,«sagte Harry,»gar nicht… ich wollte nur mit dir reden… uber meinen Dad.«
Sie tauschten sehr erstaunte Blicke aus., aber Harry hatte nicht die Zeit Unsicherheit oder Scham zu empfinden; seine Knie taten von Sekunde zu Sekunde mehr weh und er schatzte, da? funf Minuten seit dem Beginn des Ablenkungsmanovers voruber waren; George hatte ihm nur zwanzig garantiert. Deshalb sturzte er sich sofort in die Geschichte, die er im Denkarium gesehen hatte.
Als er zum Ende kam, blieben sowohl Lupin als auch Sirius einen Moment still. Dann sagte Lupin leise:»Ich wurde nach dem was du da gesehen hast kein Urteil uber deinen Vater sprechen wollen. Er war erst funfzehn…«
»Ich bin funfzehn!«sagte Harry hitzig.
»Schau mal, Harry,«sagte Sirius beschwichtigend,»James und Snape haben sich gehasst, vom ersten Augenblick an, so was gibt’s, das kannst du doch verstehen, oder? Ich glaube, James war alles was Snape sein wollte – er war beliebt, er war gut im Quidditch – gut in eigentlich fast allem. Und Snape war dieser kleine Exzentriker, der bis uber beide Ohren in den Dunklen Kunsten steckte und James – egal, wie er dir da vorgekommen ist – er hat die Dunklen Kunste immer gehasst.«
»Ja,«sagte Harry,»aber er hat Snape einfach so angegriffen, ohne Grund, blo? – na ja, blo? weil du gesagt hast, dir war langweilig.«fugte er mit einem entschuldigenden Tonfall hinzu.
»Da bin ich nicht stolz drauf,«sagte Sirius schnell.
Lupin sah Sirius von der Seite an und sagte dann:»Schau mal, Harry, du mu?t verstehen, da? dein Vater und Sirius bei allem was sie taten, die Besten der Schule waren – alle dachten, sie waren absolut cool – und wenn sie drum manchmal ein bischen ubertrieben haben…«
»Du meinst, wenn wir manchmal arrogante, kleine Schnosel waren.«sagte Sirius.
Lupin lachelte.
»Er hat sich dauernd das Haar verwuschelt,«sagte Harry gequalt.
Sirius und Lupin lachten.
»Ich hatte ganz vergessen, da? er das getan hat.«sagte Sirius voller Zuneigung…»Hat er mit dem Schnatz gespielt?«fragte Lupin eifrig.
»Ja,«sagte Harry und sah verstandnislos, wie Sirius und Lupin strahlend in Erinnerungen schwelgten.»Also, ich fand, er war ein ziemlicher Idiot.«
»Sicher war er ein ziemlicher Idiot.«sagte Sirius frohlich.»Wir waren alle Idioten! Naja… Moony nicht so,«sagte er und warf Lupin einen anerkennenden Blick zu.
Aber Lupin schuttelte den Kopf.»Habe ich euch jemals gesagt, ihr sollt Snape in Ruhe lassen?«sagte er.» Hatte ich jemals den Mumm, euch zu sagen, da? ihr ziemlich daneben seid?«
»Nun, ja,«sagte Sirius,»Manchmal hast du es geschafft, da? wir uns vor uns selber geschamt haben…das war schon etwas…«
»Und,«sagte Harry storrisch und entschlossen, alles zu erzahlen, was ihm durch den Kopf ging, da er schon einmal da war,»er hat immer zu den Madchen am See hinubergesehen, in der Hoffnung, da? sie ihn anschauen.«
»Ach, ja, er hat sich immer zum Trottel gemacht, wenn Lily da war,«sagte Sirius achselzuckend,»er konnte einfach nicht mit dem Angeben aufhoren, wenn er in ihrer Nahe war.«
»Wie kommt es, da? sie ihn geheiratet hat?«fragte Harry unglucklich.»Sie hat ihn gehasst!«
»Ach was, hat sie nicht,«sagte Sirius.
»Im siebten Jahr war sie dann mit ihm zusammen.«sagte Lupin
»Da war James nicht mehr so aufgeblasen,«sagte Sirius.
»Und hatte aufgehort, Leute nur so zum Spa? zu verhexen.«sagte Lupin.
»Sogar Snape?«fragte Harry.
»Naja,«sagte Lupin langsam.»Snape war ein besonderer Fall. Ich meine, er hat nie eine Gelegenheit ausgelassen um James ein Fluch hinterherzuschleudern, da kannst du nicht erwarten, da? James das so einfach hinnimmt, oder?«
»Und meine Mum fand das in Ordnung?«
»Davon wu?te sie nicht so sehr viel, ehrlich gesagt.«sagte Sirius.»Ich meine, James hat sich nicht mit ihr verabredet und dann Snape mitgebracht um ihn vor ihren Augen zu verhexen, verstehst du?
Sirius runzelte die Stirn, denn Harry sah immer noch nicht uberzeugt aus.
»Schau mal,«sagte er,»dein Vater war der beste Freund, den ich je hatte und er war ein guter Mensch. Eine Menge Leute sind Idioten, wenn sie funfzehn sind. Er ist da herausgewachsen.«
»Ja, in Ordnung,«sagte Harry schwerfallig.»Ich hatte blo? nie gedacht, da? mir Snape einmal leid tun wurde.«
»Jetzt, wo du«s sagst,«sagte Lupin, mit einer kleinen Falte zwischen den Augenbrauen,»wie hat Snape reagiert als er merkte, da? du das alles gesehen hast?«
»Er hat gesagt, da? er mir nie wieder Occlumantie beibringt,«sagte Harry gleichgultig.»als ob das eine gro?e Enttau…«
»WAS?«rief Sirius, da? Harry zusammenzuckte und einen Mundvoll Asche schluckte.
»Ist das dein Ernst, Harry?«fragte Lupin schnell.»Er hat aufgehort, dir Unterricht zu geben?«
»Ja,«sagte Harry uberrascht, denn er hielt das fur eine enorme Uberreaktion.
»Aber das ist okay, mir ist es egal, ehrlich gesagt ist es eine ziemliche Erleichterung…«
»Ich komme da rauf und rede mit Snape!«sagte Sirius bestimmt und schickte sich sogar an, aufzustehen, aber Lupin zog ihn wieder nach unten.
»Wenn irgendjemand mit Snape redet, dann bin ich das!«sagte er fest.»Aber, Harry, zuallererst gehst du wieder zu Snape und sagst ihm da? er auf keinen Fall aufhoren darf, dir Unterricht zu geben – wenn Dumbledore das hort…«
»Das kann ich ihm nicht sagen, er bringt mich um!«sagte Harry emport.»Ihr habt ihn nicht gesehen, als wir aus dem Denkarium herausgekommen sind!«
»Harry, es gibt nichts wichtigeres als das du Occlumantie lernst.«sagte Lupin ernst.»Verstehst du mich? Nichts!«
»Okay, okay,«sagte Harry vollig aus der Fassung, von seinem Arger ganz zu schweigen.»Ich…ich versuche mal mit ihm zu reden…aber ich werde mich nicht…«
Er schwieg. Er konnte ferne Schritte horen…»Kommt dieser Kreacher die Treppe runter?«
»Nein,«sagte Sirius und warf einen Blick uber die Schulter.»Es mu? jemand auf deiner Seite sein.«
Harrys Herz stolperte uber mehrere Schlage.
»Ich geh besser!«sagte er hastig und zog seinen Kopf ruckwarts aus dem Feuer in Grimmauld Place. Fur einen Moment schien sein Kopf sich auf seinen Schultern zu drehen, dann fand er sich auf den Knien vor Umbridges Kaminfeuer wieder, den Kopf wieder fest auf den Schultern. Er sah smaragdgrunen Flammen flackern und verloschen.
»Schnell, schnell!«horte eine keuchende Stimme direkt au?erhalb der Burotur murmeln.»Ah, sie hat sie offengelassen…«
Harry griff nach dem Tarnumhang und hatte es gerade geschafft, ihn sich uberzuwerfen, als Filch ins Buro hereinplatzte. Er schien uber irgendetwas unendlich entzuckt zu sein und sprach wie im Fieber mit sich selbst, wahrend er das Zimmer durchquerte, eine Schublade an Umbridges Schreibtisch aufzog und die Papiere darin durchwuhlte.
»Genehmigung zum Auspeitschen…Genehmigung zum Auspeitschen…endlich kann ich…das hat ihnen immer gebluht, schon seid Jahren…«
Er zog ein Stuck Pergament hervor, kusste es und schlurfte dann schnell zur Tur hinaus, das Pergament an die Brust gepresst.
Harry sprang auf und vergewisserte sich, da? er seine Tasche hatte und der Tarnumhang ihn vollig bedeckte. Dann druckte er die Tur auf und eilte hinter Filch her, der schneller dahinhumpelte als Harry es je bei ihm erlebt hatte.
Einen Treppenabsatz unter Umbridges Buro fand Harry, es sei sicher, wieder sichtbar zu werden. Er zog den Mantel aus, stopfte ihn in seine Tasche und eilte weiter. In der gro?en Halle war eine Menge Geschrei und Bewegung. Er rannte die Marmortreppe hinab fand fast die gesamte Schule dort versammelt.
Es war genau wie in der Nacht als Trelawney entlassen worden war. Schuler standen ringsherum an den Wanden (und manche, bemerkte Harry, waren mit einer Substanz bedeckt, die wie Stinksaft aussah); Lehrer und Geister waren ebenfalls in der Menge. Aus der Menge der Zuschauer stachen die Mitglieder des Inquisitionskommandos hervor, die alle hochst zufrieden mit sich aussahen und Peeves, der uber ihren Kopfen schwebte, starrte auf Fred und George hinab, die in der Mitte des Raums standen, mit dem untruglichen Aussehen von zwei Menschen, die in gerade in die Enge getrieben worden waren.