»…sie haben das ganze Gebiet durchsucht, aber konnten die Schlange nirgendwo finden. Sie scheint direkt nach dem Angriff auf dich verschwunden zu sein, Arthur… aber Du-Wei?t-Schon-Wer kann doch nicht erwartet haben, das eine Schlange es da reinschafft, oder?«
»Ich bin der Meinung, da? er sie als Beobachter gesandt hat,«knurrte Moody,»weil er bisher kein Gluck gehabt hat, nicht wahr? Nein, ich bin der Meinung, das er versucht, ein klareres Bild davon bekommen mochte, worauf er es abgesehen hat und wenn Arthur nicht dort gewesen ware, dann hatte die Bestie viel mehr Zeit gehabt, sich umzusehen.
Also, Potter sagt, er sah was passiert ist?«
»Ja,«sagte Mrs. Weasley. Sie klang ziemlich beunruhigt.»Ihr wi?t, Dumbledore scheint fast darauf gewartet zu haben, das Harry so etwas wie das hier sieht.«
»Jau, nun,«sagte Moody,»etwas ist seltsam an diesem Potter-Gor, wir alle wissen das.«
»Dumbledore schien besorgt zu sein uber Harry, als ich heute morgen mit ihm sprach,«flusterte Mrs. Weasley.
»Naturlich ist er beunruhigt,«knurrte Moody.»Der Junge sieht Dinge von innerhalb Du-Wei?t-Schon-Wer«s Schlange.
Offensichtlich realisiert Potter nicht, was das bedeutet, aber wenn Du-Wei?t-Schon-Wer besitzt von ihm ergreift -«
Harry zog die Ausdehnbaren Ohren aus den eigenen, sein Herz hammerte sehr schnell und Hitze stieg sein Gesicht hinauf. Er sah zwischen den anderen umher. Sie starrten ihn alle an, die Schnure rankten immer noch aus ihren Ohren heraus, plotzlich angsterfullt dreinblickend…
Kapitel 23 – Weihnachten auf der geschlossenen Abteilung
War dies der Grund, weshalb Dumbledore Harry nicht mehr in die Augen sah? Erwartete er, Voldemort aus ihnen herausstarren zu sehen, hatte er vielleicht Angst, da? sich ihr klares Grun plotzlich in Scharlachrot verwandeln wurde, mit katzenartigen Schlitzen als Pupillen? Harry erinnerte sich, wie sich Voldemorts schlangenartiges Gesicht einst aus Professor Quirrels Hinterkopf herausgezwungen hatte, wahrend er sich mit der Hand uber seinen eigenen Hinterkopf fuhr und sich fragte, wie es sich wohl anfuhlte, wenn Voldemort aus seinem Schadel herausplatzte.
Er fuhlte sich dreckig, beschmutzt, so als wurde er eine Art todlichen Keim in sich tragen, als sei er es nicht wert, hier in der U-Bahn auf dem Ruckweg vom Krankenhaus zu sitzen, zusammen mit unschuldigen, reinen Menschen, deren Korper und Geist frei von Voldemorts Verdorbenheit waren… er hatte die Schlange nicht einfach nur gesehen, er war die Schlange gewesen, das wu?te er jetzt…
Dann kam ihm ein wirklich schrecklicher Gedanke, eine Erinnerung scho? an die Oberflache seines Bewu?tseins, eine, die sein Inneres dazu brachte, sich zu krummen und zu winden wie eine Schlange.
Hinter was ist er her, von Gefolgsleuten mal abgesehen?
Etwas, das er nur durch Diebstahl bekommen kann… wie eine Waffe. Etwas, das er das letzte Mal nicht gehabt hat.
Ich bin diese Waffe, dachte Harry, und es war als wurde Gift durch seine Adern flie?en, das ihn eiskalt werden lie?, das ihm den Schwei? ausbrechen lie? wahrend er mit dem Zug durch den dunklen Tunnel schwankte. Ich bin derjenige, den Voldemort zu benutzen versucht, das ist der Grund warum mir Bewacher auf Schritt und Tritt folgen, nicht zu meinem eigenen Schutz, sondern zum Schutz der anderen Leute, nur, da? es nicht funktioniert, sie konnen nicht die ganze Zeit uber jemanden hinter mir herschicken, wahrend ich in Hogwarts bin… ich habe Mr. Weasley letzte Nacht angegriffen, das war ich. Voldemort hat mich dazu gebracht, und er konnte auch jetzt in mir sein, gerade jetzt meine Gedanken belauschen -
»Geht«s dir gut, Harry, Schatz?«flusterte Mrs. Weasley, sich uber Ginny lehnend, um mit ihm zu sprechen, wahrend der Zug weiter durch seinen dunklen Tunnel ratterte.»Du siehst nicht gut aus, fuhlst du dich krank?«
Sie alle sahen ihn an. Er schuttelte heftig den Kopf und starrte nach oben, auf ein Werbeplakat fur Hausratversicherungen.
»Harry, Schatz, bist du sicher, da? du in Ordnung bist?«sagte Mrs Weasley mit besorgter Stimme, wahrend sie um den Flecken ungepflegten Grases in der Mitte von Grimmault Place herumgingen.»Du siehst furchtbar bla? aus… bist du sicher, da? du heute morgen geschlafen hast? Wenn du gleich nach oben ins Bett gehst, dann kannst du noch ein paar Stunden vor dem Abendessen schlafen, in Ordnung?«
Er nickte; dies war eine gute, vorgefertigte Entschuldigung, um nicht mit den anderen reden zu mussen. Das war ganz genau, was er wollte. Sobald sie die Vordertur offnete, eilte er an dem Trollbein – Schirmstander vorbei, die Stufen hinauf und in sein und Rons Schlafzimmer.
Hier angekommen, begann er auf und ab zu gehen, an den beiden Betten und Phineas Nigellus«leerem Bilderrahmen vorbei, wahrend sein Gehirn vor Fragen und immer grauenhafteren Gedanken wimmelte und kochte.
Wie war er zur Schlange geworden? Vielleicht war er ein Animagus… nein, das konnte er nicht sein, das wurde er wissen… vielleicht war Voldemort ein Animagus… ja, dachte Harry, das wurde passen, der wurde sich naturlich in eine Schlange verwandeln… und wahrend ich von ihm besessen bin, verwandeln wir uns beide… aber das erklart immer noch nicht, wie ich in einem Zeitraum von 5 Minuten nach London und zuruck in mein Bett gekommen bin…
aber immerhin ist Voldemort ungefahr der machtigste Zauberer der Welt, von Dumbledore einmal abgesehen, es ist vermutlich uberhaupt kein Problem fur ihn, jemanden auf diese Art zu transportieren.
Und dann dachte er, wahrend ihm die Panik einen Stich versetzte: Aber das ist Wahnsinn – wenn ich von Voldemort besessen bin, dann gebe ich ihm gerade jetzt freie Einsicht in das Hauptquartier des Ordens des Phoenix! Er wird wissen, wer zum Orden gehort und wo Sirius ist… und ich habe eine Menge Dinge mit angehort, die ich nicht hatte horen sollen, alles das, was mir Sirius in der ersten Nacht hier erzahlt hat…
Ihm blieb nur noch eine Moglichkeit: Er wurde Grimmault Place sofort verlassen mussen. Er wurde Weihnachten ohne die anderen in Hogwarts verbringen, das wurde sie wenigstens die Ferien uber schutzen… aber nein, das wurde nicht ausreichen, es waren immer noch genug Leute in Hogwarts, die zu verstummeln und zu verletzen waren. Was ware, wenn es das nachste Mal Seamus, Dean oder Neville waren? Er stoppte seine Schritte und stand, auf Phineas Nigellus«leeren Bilderrahmen starrend. Ein bleiernes Gefuhl setzte sich in seiner Magengrube fest. Er hatte keine Alternative: Er wurde in den Ligusterweg zuruckkehren mussen, sich selbst vollstandig von der Zaubererwelt abschneiden…Nun, wenn er das tun mu?te, dachte er, hatte es keinen Sinn, hier noch weiter herumzuhangen. Wahrend er mit aller Gewalt versuchte, nicht daran zu denken, wie die Dursleys reagieren wurden, wenn sie ihn 6 Monate fruher als erwartet auf ihrer Turschwelle fanden, schritt er zu seinem Koffer hinuber, knallte den Deckel zu und verschlo? ihn. Dann sah er sich automatisch nach Hedwig um bevor er sich erinnerte, da? sie noch in Hogwarts war – nun, ihr Kafig war eine Sache weniger, die er tragen mu?te – er ergriff ein Ende seines Koffers und hatte ihn halbwegs bis zur Tur geschleppt, als eine abfallige Stimme sagte:»Wir sind am Weglaufen, was?«
Er sah sich um. Phineas Nigellus war auf der Leinwand seines Portraits erschienen und lehnte sich gegen den Rahmen, wahrend er Harry mit einem amusierten Ausdruck auf seinem Gesicht beobachtete.
»Nicht am Weglaufen, nein,«sagte Harry kurz, wahrend er seinen Koffer ein Stuck weiter durch den Raum schleppte.
»Ich dachte,«sagte Phineas Nigellus, sich den Spitzbart streichend,»da? nach Gryffindor zu gehoren bedeutet, tapfer zu sein? Fur mich sieht es so aus, als warst du in meinem eigenen Haus besser aufgehoben. Wir Slytherins sind tapfer, ja, aber nicht damlich. Wenn man uns zum Beispiel vor die Wahl stellen wurde, wurden wir uns immer dafur entscheiden, unsere eigenen Halse zu retten.«