»Das ist bescheuert, Seamus,«sagte Ron, und seine Ohren begannen, rot zu gluhen, was immer ein Zeichen fur Gefahr war.

»Bescheuert bin ich also?,«brullte Seamus, der, im Gegensatz zu Ron, bla? wurde.»Du glaubst all den Unsinn, den er uber Du-Wei?t-Schon-Wer erzahlt, oder was? Denkst du, er sagt die Wahrheit?«

»Ja, tu ich.,«erwiderte Ron argerlich.

»Dann bist du auch verruckt,«sagte Seamus angewidert.

»Ach so? Tja, unglucklicherweise fur dich, mein Freund, bin ich auch Vertrauensschuler!«sagte Ron, und tippte sich mit einem Finger gegen seine Brust.»Und wenn du keine Strafarbeit willst, solltest du besser aufpassen, was du sagst!«

Seamus schaute fur ein paar Sekunden so, als hielte er eine Strafarbeit fur einen angemessenen Preis, zu sagen, was ihm gerade durch den Kopf ging. Doch dann drehte er sich mit einem verachtenden Grunzen auf dem Absatz um, schwang sich in sein Bett und zog die Vorhange mit so viel Gewalt zu, da? sie vom Bett gerissen wurden und in einem staubigen Haufen zu Boden fielen.

Ron starrte ihn wutend an, und schaute dann zu Dean und Neville.

»Haben noch irgendwelche anderen Eltern ein Problem mit Harry?,«sagte er aggressiv.

»Meine Eltern sind Muggel, man,«sagte Dean schulterzuckend.»Die wissen nichts uber irgendwelche Morde in Hogwarts. Ich bin namlich nicht so doof, ihnen davon zu erzahlen.«

»Du kennst meine Mutter, die kriegt aus jedem alles raus,«blaffte Seamus ihn an.»Aber klar, deine Eltern kriegen den Tagespropheten nicht. Die wissen nicht, da? unser Schulleiter vom Wizengamot und vom Internationalen Bundnis der Zauberer gefeuert wurde, weil er dabei ist, den Verstand zu verlieren…«

»Meine Omi sagt, das ist Quatsch,«meldete sich Neville zu Wort.»Sie sagt, da? es mit dem Tagespropheten abwarts geht, nicht mit Dumbledore. Sie hat unser Abo gekundigt. Wir glauben Harry,«sagt Neville bestimmt. Er kletterte ins Bett und zog die Bettdecke bis zum Kinn, nicht ohne noch einen Seitenblick auf Seamus zu werfen.»Meine Omi hat immer gesagt, da? Du-Wei?t-Schon-Wer eines Tages zuruck kommen wurde. Sie meint, wenn Dumbledore sagt, da? er zuruck ist, dann ist er zuruck.«.Harry fuhlte eine Woge der Dankbarkeit gegenuber Neville in sich. Niemand anderes sagte etwas. Seamus nahm seinen Zauberstab, reparierte seine Bettvorhange und verschwand hinter ihnen. Dean ging ins Bett, drehte sich um und wurde still. Neville, der so aussah, als hatte er auch nichts mehr zu sagen, starrte liebevoll auf seinen Kaktus, den der Mond beleuchtete.

Harry lehnte sich an sein Kopfkissen, wahrend Ron am nachsten Bett noch herumwuselte und Sachen wegpackte. Er fuhlte sich aufgewuhlt von dem Streit mit Seamus, den er immer sehr gemocht hatte. Wie viele andere Leute wurden noch behaupten, da? er log, oder gar austickte? Hatte Dumbledore genauso gelitten diesen Sommer, als zuerst das Wizengamot und dann das Internationale Bundnis der Zauberer ihn aus ihren Reihen warf? War es vielleicht Wut auf Harry, die Dumbledore die ganze Zeit davon abgehalten hatte, mit ihm Kontakt aufzunehmen? Immerhin steckten sie beide in dieser Angelegenheit drin. Dumbledore hatte Harry geglaubt, und seine Version der Ereignisse zuerst der ganzen Schule und dann der restlichen Zauberwelt verkundet. Jeder, der Harry fur einen Lugner hielt, mu?te auch Dumbledore fur einen halten, oder aber denken, da? Dumbledore hereingelegt wurde…

Am Ende werden sie wissen, da? wir Recht haben, dachte Harry unglucklich, als Ron in sein Bett stieg und die letzte Kerze im Schlafzimmer ausmachte. Doch er uberlegte, wie viele Angriffe wie den von Seamus er wohl noch durchstehen mu?te, bevor dieser Zeitpunkt kommen wurde…

Kapitel 12 – Professor Umbridge

Seamus zog sich am nachsten Morgen in Hochstgeschwindigkeit an und verlie? den Schlafsaal, bevor Harry auch nur seine Socken anziehen konnte.

»Glaubt er wohl, da? er verruckt wird, wenn er zu lange mit mir in einem Raum bleibt?,«fragte Harry laut, als der Saum von Seamus Mantel aus Sichtweite verschwand.

»Mach dir nichts draus,«murmelte Dean, wahrend er seine Schultasche aufsetzte.»Er ist eben…«Aber scheinbar es ihm unmoglich, exakt auszudrucken, was Seamus war, und nach einer kurzen peinlichen Pause folgte er ihm und verlies das Zimmer.

Neville und Ron warfen beide Harry einen Blick der Art»Das ist sein Problem, nicht deins!«zu, aber Harry war wenig beruhigt. Was wurde er noch alles in dieser Art zu ertragen haben?

»Was ist los,«fragte Hermine funf Minuten spater, als sie Ron und Harry auf halben Weg im Gemeinschaftsraum einholte, den sie auf dem Weg zum Fruhstuck durchquerten.»Du siehst wirklich – oh, um Himmels Willen!«

Sie starrte auf das Schwarze Brett, an dem ein gro?er neuer Zettel hing.

GALLEONEN UBER GALLEONEN

Reicht dein Taschengeld nicht fur deine Ausgaben?

Mochtest du etwas Extragold verdienen?

Wende dich an Fred und George Weasley, Gryffindor Gemeinschaftsraum fur einfache, wirklich schmerzlose Teilzeitjobs

(Wir weisen darauf hin, da? alle Tatigkeiten auf eigenes Risiko des Ausfuhrenden erfolgen)

»Das ist doch die Hohe,«sagte Hermine grimmig, wahrend sie den Zettel abnahm, den Fred und George uber ein Plakat gepinnt hatten, das das Datum des ersten Wochenendes in Hogsmeade bekannt gab, das im Oktober stattfinden sollte.

»Wir mussen mit ihnen reden, Ron.«

Ron sah au?erst beunruhigt aus.

»Warum?«

»Weil wir Vertrauensschuler sind,«sagte Hermine, als sie durch das Portraitloch herauskletterten.»Es ist unsere Aufgabe, solche Dinge zu unterbinden.«Ron sagte nichts; Harry konnte an seinem verdrie?lichen Gesicht ablesen, da? er die Aussicht nicht gerade einladend fand, Fred und George von ihrem Vorhaben abzubringen. Die beiden taten genau das, was sie am liebsten machten.

»Trotzdem, was ist los, Harry?,«fuhr Hermine fort, als sie die von Portraits von alten Hexen und Zauberern eingerahmten Treppen hinunterstiegen. Keines der Portraits beachtete sie, da sie selbst ins Gesprach vertieft waren.

»Die siehst aus, als hattest durch dich uber irgendetwas geargert.«

»Seamus vermutet, das Harry uber Du-Wei?t-Schon-Wer lugt,«sagte Ron knapp, als Harry nicht reagierte. Hermine, von der Harry erwartete hatte, da? sie wie er argerlich reagieren wurde, seufzte.»Ja, auch Lavender denkt so,«sagte sie bedruckt.»Du hattest wohl eine nette kleine Unterhaltung mit ihr ob ich wohl luge oder nicht. Sensationslusternes Pack!,«sagte Harry laut.»Nein,«sagte Hermine ruhig,»ich habe ihr nur gesagt, sie soll gro?es Mundwerk uber dich halten. Und es ware richtig nett von dir, wenn du aufhoren wurdest, uns an die Gurgel zu springen, Harry. Fur den Fall, da? du es noch nicht bemerkt hast, Ron und ich sind auf deiner Seite.«

Es entstand eine kurze Pause.

»Tut mir leid,«sagte Harry mit leiser Stimme.

»Das ist schon in Ordnung«sagte Hermine wurdevoll. Dann schuttelte sie ihren Kopf.»Erinnerst du dich nicht daran, was Dumbledore beim letzten Schuljahrabschlussfest gesagt hat?«

Harry und Ron schauten sie beide verblufft an und Hermine seufzte erneut.

»Uber Du-Wei?t-Schon-Wer. Er sagte,»er besitzt ein gro?es Talent, Zwietracht und Feindseligkeit zu verbreiten. Dem konnen wir nur entgegentreten, wenn wir ein nicht minder starkes Band der Freundschaft und des Vertrauens knupfen.«.»Wie kannst du dich nur an so ein Zeug erinnern?,«fragte Ron und schaute sie bewundernd an.

»Ich hore zu, Ron,«sagte Hermine mit einem Anflug von Strenge.

»Das mache ich ja auch, aber ich konnte dir nicht genau sagen, was…«

»Der Punkt ist,«hob Hermine lautstark hervor,»da? Dumbledore genau von diesen Dingen gesprochen hat. Du-Wei?t-Schon-

Wer ist gerade mal zwei Monate zuruck und schon haben wir angefangen, miteinander zu streiten. Und die Warnung des Sortierenden Hutes ging in die gleich Richtung: haltet zusammen, seid eins.«